Textatelier
BLOG vom: 26.05.2005

Bis zum Hals in der Gülle: Den Kopf nicht hängen lassen

Autor: Walter Hess

„Wenn man bis zu den Schultern in der Gülle (Jauche) steckt, darf man den Kopf keinesfalls hängen lassen.“ Dieses Zitat überbrachte mir meine Frau soeben; sie hatte es von einer Schwester übermittelt bekommen. Beide fanden es sehr gut. Ich auch.

Und da mir Dr. Johann Georg Schnitzer kürzlich seine Erkenntnisse über die schulmedizinischen Krankheitsvermarktungen übermittelt hatte, konnte ich es gerade als Allegorie beziehungsweise als „Zitat zur Lage“ verwenden. Postwendend kam die Antwort aus Friedrichshafen:

Das „Zitat zur Lage“ kann ich nicht nur bestätigen, sondern sogar bekräftigen mit einem Gedicht von Prof. Dr. Werner Kollath, verfasst am 14. April 1948, enthalten in seinem Gedichtband „Die Fahrt ins Leben − Gedichte von Werner Kollath“, veröffentlicht im Selbstverlag des Verfassers, Freiburg i. Br. 1954, Druck Rombach & Co. GmbH, Freiburg, auf Seite 39.

Prof. Kollath schenkte mir den Band zusammen mit anderen seiner Bücher, als ich ihn 1964 in seinem Haus in Porza bei Lugano besuchte, und schrieb mir in diesen Gedichtband eine Widmung hinein: „Sohn, hier hast Du meinen Speer, meinem Arm wird er zu schwer! S/l. Collegen J. G. Schnitzer zur Erinnerung an Porza, d. 5.4.64 Prof. Dr. Kollath.“ (damals war ich knapp 34 Jahre alt).

Das Gedicht lautet:

Alter Lehrsatz

(aus dem finsteren Mittelalter)

Wer geboren per vaginam

inter faeces et urinam

kann es, bis man ihn begraben,

selten etwas besser haben.

Sie sehen also, lieber Herr Hess: Die missliche Lage ist in Wirklichkeit viel dauerhafter als es das von Ihrer Frau überbrachte Zitat vermuten lässt.

Aber was soll's:

„Gniesses mit G'sundheit“, − sagte wie gewohnt der schon etwas ältere Kaufmann Weisser zu einem Kunden seines Krämergeschäfts in der Bahnhofstrasse in St. Georgen im Schwarzwald, denn er verkaufte Lebensmittel und alles, was man auch sonst zum Leben braucht − und überreichte diesem die von ihm gekauften Schuhnägel säuberlich in eine Tüte eingepackt. (Wahre Begebenheit, zirka 1942).

Mit freundlichen Grüssen

 

Dr. Johann Georg Schnitzer

D-88045 Friedrichshafen, Deutschland/Germany

Fax +49-(0)7541-398561

E-Mail  mailto:Dr.Schnitzer@t-online.de

Deutsche Site  http://www.doc-schnitzer.de

Soweit der Brief vom nördlichen Ufer der Bodensees, jenem schönen und offenbar inspirierenden Gewässer, das erfreulicherweise keineswegs mehr an Gülle erinnert. Denn die 3 Anrainerstaaten Deutschland, Österreich und die Schweiz haben sich schon in den 50er-Jahren wegen des damaligen Phosphatüberflusses im See daran machen müssen, etwas für seine Klärung zu tun. Noch heute ist zwar nicht alles, wie es sein sollte, zumal Hormone, Kosmetika, Reinigungsmittel, Komplexbildner, Medikamente, Chemikalien, auch aus der Landwirtschaft, von Kläranlagen mit dem besten Willen nicht festgehalten werden können. Aber das Wasserreinigen scheint dennoch eine verhältnismässig einfachere Angelegenheit zu sein als das Entfernen von jener Gülle, in die sich unser wissenschaftsorientiertes Krankheitsgewerbe verrannt hat.

Ein paar klärende Worte genügen nicht. Wenn wir den Kopf schon als lebensrettende Massnahme erheben müssen, könnte man ihn ja gleichzeitig auch für Überlegungen gebrauchen, wie man aus dem Jauchesee herausfinden könnte, solange dieser noch nicht flächendeckend ist. Die Zeit wird allmählich knapp.

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